Übergewicht: Zu hohes Körpergewicht durch vermehrte Ansammlung von Fettgewebe im Körper; überwiegend als BMI von 25–30 definiert.
Adipositas (krankhaftes Übergewicht, Fettleibigkeit, Fettsucht): Wesentlich zu hohes Körpergewicht; überwiegend als BMI über 30 definiert.
Die Lebenserwartung von adipösen Menschen ist verkürzt, besonders bei gleichzeitig bestehendem Diabetes, bei ungünstiger Fettverteilung (Apfelform) und ungünstigem Lebensstil (Bewegungsarmut). Ein BMI von 30 bis 35 verkürzt das Leben um zwei bis vier Jahre, ein BMI von 40 bis 45 um acht bis zehn Jahre. Bei "einfachem" Übergewicht, also einem BMI zwischen 26 und 29, bestehen nach neueren Untersuchungen Gesundheitsrisiken nur bei Vorliegen weiterer Risikofaktoren – ansonsten ist die Lebenserwartung sogar leicht verlängert. Von vielen Fachleuten wird die Grenzziehung eines "gesunden" BMI von 25 inzwischen sogar abgelehnt: Zumindest bei älteren Männern und Frauen über 45 Jahren korreliert statistisch gesehen ein BMI von 26-28 mit dem besten Wohlbefinden und der höchsten Lebenserwartung.
Die meisten Übergewichtigen haben keine Beschwerden. Je stärker das Übergewicht, desto eher treten aber auf:
In den nächsten Wochen, wenn
Ob Übergewicht eine Krankheit ist, darüber lässt sich streiten. Es gibt Folgen des Übergewichts, wie z. B. die schmerzhafte Gelenkabnutzung, die direkt mit der gesteigerten Körpermasse in Verbindung stehen. Die meisten – und bedrohlichsten – Folgen allerdings hängen nur indirekt mit dem Übergewicht zusammen. Sie entstehen im Schlepptau des häufig (aber nicht immer) mit Übergewicht einhergehenden Lebensstils: Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung.
Ursachen. In den allermeisten Fällen liegt dem Übergewicht keine Krankheit zugrunde – es handelt sich um primäres Übergewicht bzw. primäre Adipositas. Der Körper funktioniert normal, und gerade darin liegt das Problem. Denn der Stoffwechsel aller Säugetiere – und damit auch des Menschen – hat sich unter den Bedingungen eines stark schwankenden Nahrungsangebots entwickelt und kalkuliert deshalb beim Essen einen künftigen Mangel mit ein. Heute gibt es allerdings nur noch gute Zeiten, wir leben immer nur ein paar Schritte vom nächsten Kühlschrank entfernt – der voraussehende Stoffwechsel verkehrt sich damit in einen Fluch.
Es gibt ein ganzes Bündel von Ursachen, die zu Übergewicht führen:
Krankheitsbedingtes Übergewicht. Sehr selten entsteht Fettleibigkeit als Folge bestimmter Erkrankungen (man nennt diese Formen auch sekundäre, also anderweitig bedingte Formen von Übergewicht). Der Volksmund spricht oft von „Drüsenstörungen“ und vermutet bei Übergewicht zunächst einmal, es läge „an den Drüsen“. Das allerdings stimmt nur ganz selten: Weniger als 2 % der Fälle von Übergewicht sind durch hormonelle Erkrankungen bedingt. Sekundäre Formen der Fettleibigkeit sind also sehr selten.
Sekundäres Übergewicht bzw. sekundäre Adipositas sind auf Grunderkrankungen mit Störungen der Fetteinlagerung zurückzuführen, wie etwa:
Folgeerkrankungen. Übergewicht kann auf zwei Wegen schädigend wirken: Zum einen stellt es eine mechanische Überanspruchung dar, zum anderen ist Übergewicht oft mit krankhaften Stoffwechselveränderungen verbunden. Mögliche Folgen des Übergewichts sind:
Fettverteilungstypen. Ob ein übergewichtiger Mensch mit Folgekrankheiten zu rechnen hat, hängt nicht nur vom Ausmaß seines Übergewichts ab, sondern ganz stark davon, wie das zusätzliche Fett an seinem Körper verteilt ist.
Die Beurteilung der Fettverteilung ist ganz einfach durch die Messung des Taillenumfangs möglich. Die Bestimmung des Verhältnisses von Taillen- zu Hüftumfang (waist to hip ratio) bringt keine Vorteile.
Ein erhöhtes Risiko für Folgekrankheiten besteht bei folgenden Taillenmaßen:
Das macht der Arzt
Diagnosesicherung. Der Arzt untersucht übergewichtige Patienten zunächst darauf, ob das Übergewicht durch eine Krankheit ausgelöst wird (sekundäres Übergewicht). Darüber hinaus prüft er, ob zusätzliche Gesundheitsrisiken bestehen oder bereits Folgeschäden vorliegen.
Zum Routineprogramm gehört eine körperliche Untersuchung, die Bestimmung des Fettverteilungsmusters (Bauchumfang), die Blutdruckmessung sowie eine Blutuntersuchung (Nüchternblutzucker, Blutfette, Harnsäure, Nierenfunktionswerte, Schilddrüsenhormone, evtl. andere Hormone) und eine Urinuntersuchung (Eiweißausscheidung im Urin). Bei Bedarf kommen weitere Untersuchungen wie Belastungs-EKG, 24-Stunden-Blutdruckmessung oder Ultraschall hinzu.
Üblich ist auch die Erhebung der Ess- und Bewegungsgewohnheiten. Es ist hilfreich, bereits im Vorfeld einige Tage lang zu protokollieren, um welche Uhrzeit welche Form der Nahrung und welche Getränke konsumiert wurden und welche körperliche Bewegung stattfand. Anhand dieser Notizen kann der Arzt schon im ersten Gespräch Tipps zu Veränderungen der Lebensgewohnheiten geben.
Wann ist eine Behandlung sinnvoll? Ab wie viel Übergewicht eine Behandlung zweckmäßig ist, lässt sich nicht generell sagen. Neben dem BMI müssen zur Beantwortung dieser Frage der Taillenumfang, Begleitrisiken und ggf. bereits bestehende Krankheiten berücksichtigt werden.
Generell profitieren die meisten Betroffenen mit einem BMI über 30 von einer Behandlung oder wenn:
Meist wird automatisch angenommen, dass Gewichtsreduktion das dringendste Ziel ist. Auch viele Ärzte denken angesichts eines übergewichtigen Patienten als erstes ans Abspecken. Dass ein Adipöser nur dann gesund und lange leben kann, wenn er abnimmt, ist allerdings pauschal nicht haltbar.
Denn während zum Beispiel für junge Übergewichtige nachgewiesen ist, dass das Abnehmen spätere Krankheiten verhindern kann (so reduziert sich etwa das Risiko, an Diabetes zu erkranken, mit jedem 4-kg-Verlust auf die Hälfte), ist das für ältere Menschen über 65 Jahre weit weniger sicher.
Lebensgewohnheiten ändern. Es gelingt manchen Menschen, ihr Gewicht zu reduzieren, wenn auch nur in mäßigem Umfang. Jedoch ist das Gewicht allein nicht entscheidend für die Gesundheit. Was der Gesundheit vor allem nutzt, ist ein Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit sowie die Umstellung auf eine bessere Ernährung.
Die Forschungsergebnisse der letzten Jahre zeigen:
Medikamentöse Behandlung. Die medikamentöse Behandlung ist umstritten. Zum einen wirken Medikamente nur, wenn sie dauernd eingenommen werden – das ist nicht nur teuer, sondern stellt auch einen weitreichenden Eingriff in den Körper dar. Zum anderen sind Nebenwirkungen häufig, die Zulassung vieler Abnehmpillen musste wegen schwerer Nebenwirkungen widerrufen werden.
Zum dritten ändern Medikamente zwar etwas am Gewicht, die Stoffwechselsituation wird dadurch aber nicht besser. Deshalb ist fraglich, inwieweit Medikamente die gefürchteten Folgekrankheiten des Übergewichts überhaupt verhindern.
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Operative Behandlungsmöglichkeiten kommen dann in Frage, wenn alle oben genannten Behandlungsversuche erfolglos waren und ernste gesundheitliche Risiken drohen. Jeder Eingriff ist gefährlich und sollte deshalb nicht als Schönheitsoperation missbraucht werden.
Wird die Operation vom Arzt empfohlen, kommen das Banding und eine operative Verkleinerung des Magens in Frage. Bei einem BMI von über 50 werden auch Kombinationsverfahren eingesetzt, um das Essen teilweise am Magen vorbeizuleiten.
Beim Banding wird durch Einlegen eines speziellen Bandes ein kleiner Vormagen geformt, um ein rascheres Sättigungsgefühl zu erzielen. Eine Alternative könnte demnächst ein Schrittmacher für den Magen sein. Das Streichholzschachtel große Gerät wird unter die Bauchhaut gepflanzt und stimuliert über Elektroden die Magenwand. Durch diese Reize wird der Appetit unterdrückt. Die beschriebenen Eingriffe können minimal-invasiv durchgeführt werden und sind wieder umkehrbar.
Bei der operativen Verkleinerung des Magens (Gastroplastik) und den Kombinationstechniken mit teilweiser Umgehung des Magens handelt es sich um größere Eingriffe, bei denen Teile des Magens unwiderruflich entfernt werden.
Die Fettabsaugung (Liposuktion) ist keine sinnvolle Behandlung der Adipositas.
Selbsthilfe
Selbsthilfe ist der entscheidende Hebel gegen das Übergewicht – niemand anders als Sie selbst können etwas Positives bewirken! Dass dies möglich ist, zeigen die Erfahrungen von Tausenden von Übergewichtigen, die ihr Gewichtsproblem in die eigenen Hände genommen und ihr Leben verändert haben: durch eine bewusstere Ernährung und vor allem durch mehr Bewegung. Mit einem solchen umfassenden Ansatz können immerhin 20 % der Abnehmwilligen mehr als 10 % ihres Körpergewichts verlieren.
Das gehört dazu:
Bewegung. Stellen Sie Ihre Gewohnheiten auf den Prüfstand, nicht nur das, was Sie essen. Eine gesteigerte Fitness kann Ihr Leben um 10 Jahre verlängern und zudem Schwung in Ihren Alltag bringen. Gleichzeitig erhöht Bewegung Ihre Chance, Ihr Gewicht dauerhaft zu senken.
Qualität statt Quantität. Statt Diäten zu machen, ändern Sie lieber Ihre Ernährung. Und hier zählt alles: was Sie essen, wie Sie essen, und auch was Sie einkaufen (alles, was Sie in den Einkaufswagen tun, landet irgendwann in Ihrem Magen).
Einstellung. Glauben Sie nicht an Wunder, glauben Sie an sich selbst. Wundermittel helfen nicht – wenn sie es täten, gäbe es keine Dicken mehr.
Sondertext: Freiverkäufliche Abnehmpillen und Nahrungsergänzungsmittel zur Gewichtsreduktion
Komplementärmedizin
Ein Wort zur Naturheilkunde. Die Mehrzahl ihrer Ansätze lenkt leider vom Primat der Selbsthilfe ab. Natürlich werden Akupunktur und traditionelle chinesische Medizin auch für‘s Abnehmen angeboten, aber wie sollen sie denn funktionieren? Auch für Naturheilverfahren gelten die Gesetze der Thermodynamik: Die Energiebilanz muss langfristig negativ werden. Dasselbe gilt für‘s Heilfasten – es bringt langfristig genauso wenig wie die Ananas-Diät und der angeblich die Fettverbrennung anregende Apfelessig.
Weiterführende Informationen
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