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Übermäßiges Schwitzen (Hyperhidrose, Hyperhydrose): Krankhafte Überfunktion der Schweißdrüsen, v. a. an Handflächen, Füßen und unter den Achseln. Als eigenständiges Krankheitsbild tritt übermäßiges Schwitzen bei 5 % der Bevölkerung auf, insbesondere in Zusammenhang mit Stresssituationen. Häufig findet es sich als sekundäre Hyperhidrose bei Übergewicht, als Begleiterscheinung von allgemeinen Erkrankungen oder als Nebenwirkung von Medikamenten.
Zu den Basismaßnahmen gegen übermäßiges Schwitzen gehören Körperhygiene, Achselrasur, Deodorants und Wechselduschen. Daneben lindern lokal aufzutragende Antihidrotika, Schwachstromtherapie oder Botox-Injektionen die Beschwerden. Bei starker Ausprägung und hohem Leidensdruck stehen neben Medikamenten operative Maßnahmen wie die Entfernung der Schweißdrüsen oder die Durchtrennung des Grenzstrangs (Sympathektomie) zur Verfügung.
Demnächst, wenn
Schwitzen ist ein natürlicher Vorgang, mit dem der Körper überflüssige Wärme abgibt und seine Temperatur reguliert. Bei normalen Temperaturen und ohne körperliche Anstrengung verliert der Mensch etwa 100 bis 200 ml Schweiß am Tag. In extremen Situationen (siehe unten) können die 2 bis 3 Millionen, über den Körper verteilten ekkrinen Schweißdrüsen jedoch bis zu 14 Liter wässriges Sekret produzieren. Dieser Schweiß gelangt auf die Körperoberfläche, verdunstet zu Wasserdampf und gibt dadurch etwa 333W/m2 Körperoberfläche ab.
Auslöser für die Schweißproduktion sind
Neben der Thermoregulation ist die Signalwirkung eine weitere Aufgabe des Schwitzens. Schweiß enthält Sexualduftstoffe (Pheromone) und andere Substanzen, die in den apokrinen Schweißdrüsen gebildet werden. Diese Drüsen sitzen nur in den behaarten Gebieten der Achsel- und Genitalregion und entwickeln sich erst mit der Pubertät. Sie werden über das vegetative Nervensystem und den Botenstoff Adrenalin gesteuert und vor allem bei Angst, Stress oder starken Emotionen (emotionales Schwitzen) aktiviert. Ihr Sekretgemisch wird durch zusätzlichen wässrigen Schweiß aus den ekkrinen Drüsen dieser Gebiete noch besser verteilt. Achsel- und Schamhaare dienen dazu, dass sich der Schweiß samt Pheromonen & Co. durch die größere Oberfläche noch besser ausbreitet.
Schweißgeruch. Schweiß an sich ist geruchlos. Die unangenehmen Gerüche entstehen durch auf der Haut lebende Bakterien, die vor allem organische Bestandteile der Sekrete der apokrinen Schweißdrüsen unter der Achsel und in der Genitalregion zersetzen. Bei dauerhafter Schweißüberproduktion nimmt die Anzahl der geruchsbildenden Bakterien zu.
Beim idiopathischen übermäßigen Schwitzen wird die Schweißproduktion übermäßig stimuliert, eine eigentliche Ursache dafür ist nicht fassbar. Auslöser sind die gleichen wie beim "normalen" Schwitzen (siehe oben), es kommt jedoch viel schneller und viel ausgeprägter zur Schweißproduktion.
Das Beschwerdebild kann den gesamten Körper betreffen (generalisierte Hyperhidrosis) oder einzelne Körperregionen wie Achseln, Hände, Füße, Oberschenkel oder Kopf (lokalisierte Hyperhidrosis). Die übermäßige Schweißproduktion ohne erkennbare Ursache setzt häufig bereits in der Pubertät ein. Spontan oder ausgelöst durch Nervosität, Stress oder geringfügige körperliche Anstrengung kommt es zu regelrechten Schweißausbrüchen – bis zum sichtbaren Tropfen der Handflächen. In ausgeprägten Fällen stellt die generalisierte Hyperhidrosis eine erhebliche psychische Belastung dar. Aus Angst vor Schweißflecken, unangenehmem Körpergeruch oder der Notwendigkeit, die nasse Hand zum Gruß zu reichen, ziehen sich manche Betroffene aus dem sozialen Leben zurück.
Im höheren Lebensalter findet man übermäßiges Schwitzen als sekundäre Hyperhidrose bei starkem Übergewicht sowie im Rahmen bestimmter Grunderkrankungen, z. B. Schilddrüsenüberfunktion, Parkinson-Krankheit oder einer chronischen Infektion. Anfallsartige Schweißausbrüche sind in Form von Hitzewallungen eine typische und häufige Beschwerde in den Wechseljahren. In seltenen Fällen geben sie einen Hinweis auf hormonelle Erkrankungen, z. B. ein Phäochromozytom. Wenn übermäßiges Schwitzen vorwiegend nachts auftritt, kann ein dickes Federbett oder eine zu hohe Zimmertemperatur, aber auch eine systemische Erkrankung die Ursache sein. So findet sich Nachtschweiß typischerweise bei manchen rheumatischen Erkrankungen, bei Tuberkulose oder bei Lymphomen. Im Zusammenhang mit Gewichtsabnahme und Leistungsknick spricht man dann auch von einer B-Symptomatik. Neben den genannten Erkrankungen kann auch die Einnahme bestimmter Medikamente ein übermäßiges Schwitzen auslösen, bekannt für diese Nebenwirkung sind beispielsweise Antidepressiva, Nitrate, Kalziumkanalblocker oder Opioide.
Wiederholtes Schwitzen weicht die Haut auf und erhöht die Anfälligkeit für Ekzeme, z. B. chronisch-toxisches Kontaktekzem, und Infektionen.
Die Ärzt*in klärt zunächst, ob die vermehrte Schweißproduktion im Rahmen einer therapiebedürftigen Grunderkrankung auftritt. Bei der Diagnose ist vor allem die Anamnese sehr wichtig, da weder Laborwerte noch apparative Diagnostik wirklich aufschlussreich sind. Um den Schweregrad der Erkrankung festzustellen, können in der Hautarztpraxis verschiedene Tests durchgeführt werden:
Lässt sich die Ursache nicht ermitteln oder behandeln, stehen neben Basismaßnahmen (siehe "Ihre Apotheke empfiehlt") verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl, die Schweißbildung zu reduzieren:
Übermäßiges Schwitzen ist ein kosmetisches Problem, was jedoch bei starkem Ausmaß einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen haben kann. Der Verlauf der Erkrankung ist individuell verschieden. Operative Verfahren wie die Entfernung der Schweißdrüsen oder die Sympathektomie sind meist effektiv und dauerhaft wirksam.
Betroffene befinden sich oft in einer Art Teufelskreis: Ihnen sind die Schweißausbrüche derart unangenehm, dass sie aus Angst davor erst recht anfangen zu schwitzen. In der Komplementärmedizin steht neben der eigentlichen "Schweißbekämpfung" deshalb auch die Klärung psychischer Faktoren im Vordergrund.
Hydrotherapie. Empfehlenswert sind Umschläge mit kaltem Wasser, die alle 5 Minuten gewechselt werden. Gegen Schweißfüße hilft ein Fußbad mit Salbei oder Tomatensaft (0,5 l Saft auf 5 l Wasser).
Pflanzenheilkunde. Eine traditionelle Pflanze gegen Schweißbildung ist Salbei in Form von Tee (3–4 Tassen täglich) oder Fertigpräparaten (z. B. Salus® Salbei-Tropfen, Salvysat® Bürger).Salbei hemmt erwiesenermaßen die Schweißproduktion, wobei die Wirkung erst nach einigen Tagen eintritt. Bei leichterer Schweißneigung helfen Gerbstoffbäder oder Gerbstoffpuder aus Eichenrinde, z. B. in Fertigpräparaten wie Tannolact® Pulver oder Tannosynt® flüssig. Ebenfalls zur äußerlichen Anwendung eignet sich ein Sud aus den Blättern der Walnuss, hierfür werden 4 EL Blätter mit 1 l Wasser angesetzt, aufgekocht und abgeseiht. Vorsicht: Der Sud färbt Textilien.
Akupunktur. Es liegen positive Erfahrungsberichte vor, wonach die Akupunktur eine vermehrte Schweißneigung lindert; hier ist wohl auch der entspannende Effekt nicht zu vernachlässigen.
Psychotherapie und Entspannungverfahren. Der erste Schritt besteht darin, das eigene Verhalten zu beobachten und – z. B. in Form eines Tagebuchs – zu dokumentieren, in welchen Situationen die Schweißausbrüche gehäuft auftreten. Im nächsten Schritt erlernen die Betroffenen mittels verhaltenstherapeutischer Maßnahmen oder in einer kognitiven Verhaltenstherapie ihr Selbstwertgefühl zu stärken, weniger schnell aus dem Gleichgewicht zu geraten und die Erwartungsangst schrittweise abzubauen, indem sie z. B. Entspannungsverfahren oder Atemtechniken erlernen.