Bindehautentzündung (Konjunktivitis): Akute oder chronische Entzündung der Bindehaut (Konjunktiva), einer Schleimhautschicht im vorderen Augenabschnitt. Unterschieden werden infektiöse Bindehautentzündungen durch Bakterien, Viren oder Pilze (= häufiger) von nicht infektiösen Bindehautentzündungen durch Fremdkörper, Kontaktlinsen, Tabakrauch, Staub oder Allergien (=seltener).
Darüber hinaus erfolgt die Einteilung nach Verlauf in eine akute Bindehautentzündung und eine chronische Bindehautentzündung. Akute Bindehautentzündungen heilen innerhalb weniger Tage ab. Von einer chronischen Bindehautentzündung sprechen Mediziner*innen, wenn die Entzündung länger als 4 Wochen anhält.
Am nächsten Tag oder heute noch, wenn
Praxistipp: Wenn Sie bei der Augenärzt*in keinen raschen Termin bekommen, gehen Sie zuerst zur Allgemeinärzt*in oder Internist*in. Die verordnen die Erstbehandlung – und überweisen Sie ggf. weiter zur Augenärzt*in.
Die Bindehaut ist eine dünne durchsichtige Schleimhautschicht, die auch die Lidinnenseite auskleidet. In der lidseitigen Bindehaut finden sich zahlreiche Ansammlungen von weißen Blutkörperchen, die verhindern sollen, dass Erreger in das Auge eindringen. Bei Entzündungen schwellen sie häufiger zu kleinen Bläschen (Follikeln) an.
Bei den infektiösen Bindehautentzündungen werden je nach Erreger 3 Formen unterschieden:
Zu den nicht-infektiösen Bindehautentzündungen zählen:
Besonders häufig von Bindehautentzündungen betroffen sind Menschen, die
Auch wenn eine Bindehautentzündung meist harmlos verläuft, schließt die Augenärzt*in zunächst eine schwerwiegende Erkrankung aus, die ähnliche Beschwerden herbeiführen kann, z. B. Hornhautverletzungen, Hornhautentzündungen oder einen plötzlichen Anstieg des Augeninnendrucks (Glaukom-Anfall).
Ferner stellt die Augenärzt*in fest, welche Ursache zugrunde liegt und stimmt die Therapie darauf ab. Kombination und Ausprägung der Befunde geben der Ärzt*in Aufschluss über die Ursache.
Die Augenärzt*in beurteilt mit der Spaltlampe die Gefäße, die Art der Sekretion und die Bindehautschwellung. Die Bindehaut des Augapfels ist im Lidspalt direkt sichtbar, bei einer Bindehautentzündung zeigen sich dort typischerweise prall gefüllte Gefäße in ziegelroter Farbe (Injektion).
In der ambulanten Praxis erfolgen Erregernachweis und Resistenzbestimmung bei Verdacht auf eine infektiöse Bindehautentzündung über einen Bindehautabstrich.
Gelegentlich greift eine nicht behandelte Bindehautentzündung auf die Hornhaut über. Die entstehende Hornhautentzündung (Keratitis) führt zusätzlich zu Sehstörungen. Von dieser Komplikation sind besonders Kontaktlinsenträger bedroht.
Die Symptome der Bindehautentzündung kommen häufig auch bei anderen entzündlichen Veränderungen des Auges vor, z. B. bei der Regenbogenhaut-Entzündung oder bei der Hornhautentzündung. Manchmal stecken auch in das Auge eingedrungene Fremdkörper hinter Augenbrennen, Rötung und Juckreiz.
Hygiene. Tränen und Augensekrete sind sehr ansteckend! Waschen Sie daher immer die Hände, nachdem Sie Augen- oder Nasensekret berührt haben. Nehmen Sie unbedingt Papiertaschentücher oder Hygienepapier statt Wachschlappen oder Handtücher, um die Augen morgens nach dem Aufstehen sauber zu wischen oder abzutrocknen.
Kühlen. Kühlende Augenauflagen, z. B. in kaltem Wasser getränkte Wattebäusche, wirken schmerz- und juckreizlindernd.
Wenn Sie zu Bindehautreizungen neigen: Meiden Sie Zugluft, verrauchte Räume und starkes Staubaufkommen. Achten Sie darauf, dass Seife, Shampoo oder Badezusätze nicht in die Augen gelangen. Gleiches gilt für Chlorwasser: Tragen Sie beim Schwimmen eine Schutzbrille. Um die Erreger nicht zu verschleppen, sollten Sie während der Entzündung auf das Tragen von Kontaktlinsen verzichten.
Hinweis: Wenn Sie Kontaktlinsen tragen, lassen Sie diese von der Optiker*in überprüfen. Verkratzte oder verschmutzte Kontaktlinsen sind ein häufiger Auslöser für Bindehautentzündungen und -reizungen.
Allergene meiden. Als Allergiker*in sollten Sie die auslösenden Substanzen so weit wie möglich meiden. Wenn Sie Kontaktlinsen tragen, wechseln Sie ggf. das Reinigungsmittel und die Aufbewahrungslösung, und bei Einmallinsen die Marke.
Augenschutz. Schützen Sie Ihre Augen vor Sonneneinstrahlung und Wind, z. B. mit getönten Brillengläsern und mit Sportbrillen, die seitlich an den Schläfen abschließen.
Anwendung von Augentropfen und -salben. Augentropfen werden schneller aus dem Auge ausgespült, sie haben daher eine kürzere Wirkungszeit als Augensalben. Die Salben bilden einen Schutzfilm, der das Auge etwas länger abdeckt und benetzt. Wenden Sie Augentropfen stets vor einer Augensalbe an. Bevor Sie Tropfen oder Salbe in die Augen geben, nehmen Sie Ihre Kontaktlinsen heraus und waschen Sie sich gründlich die Hände. Einige Augentropfen müssen im Kühlschrank gelagert werden. Um das unangenehme Gefühl kühler Tropfen im Auge zu verringern, erwärmen Sie die Augentropfen vor dem Gebrauch, indem Sie die Augentropfen einige Minuten in der Hosentasche tragen. Pro Auge und Anwendung genügt ein einziger Tropfen. Da Augensalben die Sicht verschleiern, sollten Sie Augensalben nur möglichst abends oder vor dem Mittagsschlaf auftragen.
Hinweis: Kontaktlinsen erschweren die Heilung einer Bindehautentzündung. Deshalb konsequent Brille tragen, bis Beschwerdefreiheit besteht und keinerlei Augentropfen mehr genommen werden müssen.
Weißmachende Augentropfen. Eine Anwendung von Augentropfen, die die lästigen roten Äderchen auf dem Augapfel zum Verschwinden bringen, ist beim Hochzeits- oder Passfoto-Termin absolut in Ordnung. Ansonsten ist Vorsicht geboten – die Abheilung von bakteriellen Bindehautentzündungen wird durch diese Tropfen verzögert! Außerdem droht bei längerer Anwendung, dass die Tränendrüsen ihre Tränenproduktion dauerhaft reduzieren, was zukünftige Bindehautentzündungen umso wahrscheinlicher macht!
Akupunktur. Gemäß Feststellung der WHO ist Akupunktur geeignet als Therapie der nicht-infektiösen Konjunktivitis.
Phytotherapie. Verschiedene Heilkräuter fördern die Abheilung einer Konjunktivitis. Lokal durch warmen oder kalten Teeaufguss, mit dem Augenkompressen getränkt werden, eignen sich im Besonderen Augentrost, schwarzer Tee und Eichenrinde.
Homöopathie. Bei einer chronischen, nicht-infektiösen Konjunktivitis ist eine individuell abgestimmte Konstitutionsbehandlung erwägenswert.
Anthroposophie. Entsprechende Präparate, z. B. mit Euphrasia, eignen sich bei chronischen, nicht-infektiösen Konjunktivitiden.
In den meisten Fällen verschwindet die Entzündung auch ohne ärztliche Behandlung. Bei behandlungsbedürftigen Entzündungen richtet sich die Therapie nach der Ursache.
Conjunctivitis simplex. Bei dieser unkomplizierten Konjunktivitis, die oft auch nur als Augenreizung bezeichnet wird, ist eine Arzneimitteltherapie nicht erforderlich. Die Ursache der Entzündung sollte aber abgestellt werden, z. B. durch Meiden chemisch-physikalischer Reize (Wind, chlorhaltiges Hallenbadwasser, starkes Sonnenlicht) oder die Korrektur des Sehfehlers (etwa neue Brille).
Bakterielle Bindehautentzündung. Eine unkomplizierte bakterielle Bindehautentzündung heilt in der Regel innerhalb von 10 Tagen ab, auch ohne Behandlung. Bei einer hartnäckigen oder ausgedehnten akuten bakteriellen Bindehautentzündung verschreibt die Augenärzt*in antibiotikahaltige Augensalben oder Augentropfen. Der jeweilige Wirkstoff richtet sich im Krankenhaus nach dem Erreger, welcher von der Augenärzt*in bestimmt wird. Bei ambulanten Patient*innen wird oft mit einem Standardantibiotikum behandelt, z. B. Gentamycin 4 x täglich 1 Tropfen pro Auge über eine Woche.
Virale Bindehautentzündung. Der Verlauf der viralen Bindehautentzündung lässt sich durch Behandlung mit antiviralen Augentropfen oder Augensalben (z. B. Aciclovir, Ganciclovir oder Bromovinyldesoxyuriden (BVDU = Brivudin) positiv beeinflussen. Die Gabe erfolgt 5 x täglich über 2–3 Wochen. Ob mit oder ohne antivirale Augentropfen oder Augensalben, auch die virale Bindehautentzündung heilt nach 2–4 Wochen aus.
Allergische Bindehautentzündung. Therapeutisch kommen bei der allergischen Bindehautentzündung Augentropfen mit Antihistaminen, Mastzellstabilisatoren und/oder Kortison zur Anwendung.
Hinweis: Bestimmte Augenerkrankungen verschlimmern sich unter der Kortisonbehandlung. Tritt eine Verschlimmerung auf, so ist die Kortisonanwendung am Auge abzubrechen und (wieder) die Augenärzt*in aufzusuchen.
Künstliche Tränen. Steht die Reizung und Trockenheit der Augen im Fokus, helfen unabhängig von der Ursache künstliche Tränen, die Beschwerden zu lindern – jedoch nicht, die Entzündung zu bekämpfen.
Bei den künstlichen Tränen unterscheidet man Augentropfen und Augengele. Beide bilden auf der Binde- und Hornhaut einen Gleit- und Schutzfilm, wodurch sie Fremdkörper- und Scheuergefühle im Auge lindern. Künstliche Tränen enthalten – genau wie der natürliche Tränenfilm – Schleim, Wasser und Fette. Als vernetzende Wirkstoffe, die den Tränenfilm stabilisieren, werden den Präparaten künstliche Polymere, Hyaluronsäure und Zellulosederivate zugesetzt, die teilweise mit Fettbestandteilen kombiniert werden. Ihre Anwendung ist unbedenklich, sie können beliebig häufig getropft werden.
Augengele verweilen länger im Auge als Augentropfen. Dafür dauert es nach der Anwendung länger, bis sie sich auf dem Augapfel verteilt haben und man wieder eine klare Sicht hat. Kontaktlinsenträger und Menschen mit einer Überempfindlichkeit auf Konservierungsmittel sollten künstliche Tränen ohne Konservierungsmittel verwenden. Beim Anwenden sollte darauf geachtet werden, dass die Tropferspitze das Auge nicht berührt, um eine Kontamination mit Erregern zu vermeiden.
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